Danny Boyles Filmregeln
15 GOLDENE REGELN DES FILMEMACHENS
bY DANNY BOYLE
#1 A DIRECTOR MUST BE A PEOPLE PERSON
Ninety-five percent of your job is handling personnel. People who’ve never done it imagine that it’s some act, like painting a Picasso from a blank canvas, but it’s not like that. Directing is mostly about handling people’s egos, vulnerabilities and moods. It’s all about trying to bring everybody to a boil at the right moment. You’ve got to make sure everyone is in the same film. It sounds stupidly simple, like ‘Of course they’re in the same film!’ But you see films all the time where people are clearly not in the same film together.
#1 EIN REGISSEUR MUSS EIN MENSCH SEIN, DER MIT MENSCHEN KANN
Fünfundneunzig Prozent deiner Arbeit betrifft den Umgang mit Personal.
Menschen, die zuvor nie Gelegenheit dazu hatten, denken,
da kommt man schon irgendwie rein. Dem ist nicht so.
Regie führen bedeutet in der Regel die Bewältigung menschlicher Egos, Verletzbarkeiten und Stimmungen. Alles dreht sich darum,
es im richtigen Moment auf den Punkt zu bringen.
Du musst außerdem sicherstellen, dass jeder am gleichen Film arbeitet.
Das klingt logisch? Natürlich arbeiten alle am gleichen Film?
Warum gibt es dann ständig Filme, die das Gegenteil beweisen?
#2 HIRE TALENTED PEOPLE
Your main job as a director is to hire talented people and get the space right for them to work in. I have a lot of respect for actors when they’re performing, and I expect people to behave. I don’t want to see people reading newspapers behind the camera or whispering or anything like that.
#2 – ENGAGIERE TALENTE
Deine Hauptaufgabe als Regisseur ist es, talentierte Leute zu engagieren und ihnen den Raum zu verschaffen, den sie zum Arbeiten brauchen. Ich habe großen Respekt vor Schauspielern, wenn sie spielen, und das erwarte ich von anderen auch.
Ich will nicht sehen, dass einer irgendwo hinter der Kamera eine Zeitung liest,
flüstert oder irgendwas dergleichen tut.
#3 LEARN TO TRUST YOUR INSTINCTS
Ideally, you make a film up as you go along. I don’t mean that you’re irresponsible and you’ve literally got no idea, but the ideal is that you’ve covered everything—every angle—so that you’re free to do it any of those ways. Even on low-budget films, you have financial responsibilities. Should you fuck it up, you can still fall back on one of those ways of doing it. You’ve got Plan A to go back to, even though you should always make it with Plan B if you can. That way keeps it fresh for the actors, and for you.
#3 LERNE, AUF DEINE INSTINKTE ZU HÖREN
Idealerweise machst du einen Film mit absolutem Selbstverständnis. Damit meine ich nicht, dass du unverantwortlich bist und keinen Funken Verstand hast, aber du hast vorweg alle Möglichkeiten, den Film zu machen, durchgespielt,
so dass du ihn in wirklich jeder Situation machen kannst.
Selbst als Low-Budget-Film!
Schließlich hast du auch eine finanzielle Verantwortung.
Solltest du Scheiße bauen, könnte es passieren, dass du genau auf diese Weise
deinen Film fertig stellen musst.Du hast also einen Plan A in Petto und auf jeden Fall auch immer einen Plan B. So bleibst du und deine Schauspieler flexibel.
#4 FILM HAPPENS IN THE MOMENT
What’s extraordinary about film is that you make it on the day, and then it’s like that forever more. On that day, the actor may have broken up with his wife the night before, so he’s inevitably going to read a scene differently. He’s going to be a different person.
I come from theater, which is live and changes every night. I thought film was going to be the opposite of that, but it’s not. It changes every time you watch it: Different audiences, different places, different moods that you’re in. The thing is logically fixed, but it still changes all the time. You have to get your head around that.
#4 MOMENTAUFNAHME FILM
Außergewöhnlich am Film ist, du drehst etwas an einem bestimmten Tag und dann ist es so, für immer und ewig. An diesem Tag hat sich aber vielleicht der Schauspieler in der Nacht von seiner Frau getrennt, so dass er unweigerlich eine Szene komplett anders interpretiert. Er wird zu einer ganz anderen Person. Ich komme vom Theater, das lebt und sich stetig verändert. Ich dachte, Film wollte das Gegenteil von dem sein,
ist er aber nicht. Beim jeder Vorführung ist er ein anderer:
Verschiedene Zielgruppen, verschiedene Orte, verschiedene Stimmungen.
Logistisch ist der Film vielleicht unter Dach und Fach,
trotzdem ändert er sich die ganze Zeit. Das musst du immer vor Augen haben.
#5 IF YOUR LAST FILM WAS A SMASH HIT, DON’T PANIC
I had an obsession with the story of 127 Hours, which pre-dated Slumdog Millionaire. But I know—because I’m not an idiot—that the only reason [the studio] allowed us to make it was because Slumdog made buckets of money for them and they felt an obligation of sorts. Not an obligation to let me do whatever I want,
but you kind of get a free go on the merry-go-round.
#5 WENN IHR LETZTER FILM EIN RIESENERFOLG WAR, JETZT BLOSS KEINE PANIC
Ich war total auf die Geschichte von 127 HOURS fixiert, die ich nach SLUMDOG MILLIONAIRE umsetzte. Aber ich weiß – weil ich kein Idiot bin – dass ich diesen Film nur machen durfte, weil SLUMDOG einen Riesenhaufen Geld eingespielt hatte und man sich mir gegenüber irgendwie verpflichtet fühlte. Nicht in der Art, dass ich machen konnte, was ich wollte, aber ich hatte eine Runde frei sozusagen.
#6 DON’T BE AFRAID TO TELL STORIES ABOUT OTHER CULTURES
You can’t just hijack a culture for your story, but you can benefit from it. If you go into it with the right attitude, you can learn a lot about yourself, as well as about the potential of film in other cultures, which is something we tried to do with Slumdog Millionaire… Most films are still made in America, about Americans, and that’s fine. But things are changing and I think Slumdog was evidence of that. There will be more evidence as we go on.
#6 KEINE ANGST VOR GESCHICHTEN AUS ANDEREN KULTUREN
Du kannst nicht einfach irgendeine Kultur für deinen Film beanspruchen, aber von ihr profitieren. Wenn du mit der richtigen Einstellung an sie herantrittst, kannst du sowohl eine Menge über dich, als auch über das Potential eines Films anderer Kulturen lernen. Das haben wir mit SLUMDOG MILLIONAIRE versucht. Die meisten Filme werden noch immer in Amerika produziert, über Amerikaner, und das ist ok, aber Dinge ändern sich und ich bin der Meinung, SLUMDOG war der Beweis. Wenn wir so weitermachen, wird es davon noch einige mehr geben.
#7 USE YOUR POWER FOR GOOD
You have so much power as director that if you’re any good at all, you should be able to use that to the benefit of everyone. You have so much power to shape the movie the way you want it that, if you’re on form and you’ve done your prep right and you’re ready, you should be able to make a decent job of it with the other people.
#7 NUTZE DEINE KRAFT FÜR DAS GUTE
Als Regisseur hast du viel Macht, die du, wenn du ein guter Mensch bist, zum Wohle Aller nutzen solltest. Du hast sogar so viel Macht, den Film in die Richtung zu steuern,
in den du ihn möchtest. Wenn du es richtig anstellst, deine Hausaufgaben gemacht hast und bereit bist, solltest du in der Lage sein, mit den Anderen einen guten Job zu machen.
#8 DON’T HAVE AN EGO
Your working process—the way you treat people, your belief in people—will ultimately be reflected in the product itself. The means of production are just as important as what you produce. Not everyone believes that, but I do. I won’t stand for anyone being treated badly by anyone. I don’t like anyone shouting or abusing people or anything like that. You see people sometimes who are waiting for you to be like that, because they’ve had an experience like that in the past, but I’m not a believer in that. The texture of a film is affected very much by the honor with which you make it.
#8 SEI NICHT EGOISTISCH
Deine Arbeit – die Art, wie du Menschen behandelst, dein Glaube in sie – wird vom Endergebnis ausgestrahlt. Die Produktionsmittel sind dabei genauso wichtig.
Nicht viele glauben daran, ich schon.
Ich möchte nicht jemanden in Kauf nehmen, der schlecht behandelt wurde. Ich mag es nicht, wenn jemand schreit oder sich aufführt. Manchmal begegnest du aber Leuten,
die genau das von dir warten, weil sie in der Vergangenheit diese Erfahrung gemacht haben. Das Wesen eines Films wird durch die Demut, mit dem du ihn machst,
stark beeinflusst.
#9 MAKE THE TEST SCREENING PROCESS WORK FOR YOU
Test screenings are tough. It makes you nervous, exposing the film, but they’re very important and I’ve learned a great deal from using them. Not so much from the whole process of cards and the discussions afterwards, but the live experience of sitting in an auditorium with an audience that doesn’t know much about the story you’re going to tell them—I find that so valuable. I’ve learned not so much to like it, but to value how important it is. I think you have to, really.
#9 TESTVORFÜHRUNGEN SIND DEIN FREUND
Testvorführungen sind hart. Es macht dich nervös, den Film frei zu geben, aber sie sind nun mal sehr wichtig. Ich habe eine Menge von diesen Vorführungen gelernt. Nicht so sehr vom Ablauf und den Diskussionen danach, eher von dem Erlebnis, dass du in einem Saal mit Publikum sitzt, dass keine Ahnung von der Geschichte hat,
die du ihnen erzählen willst – ich finde das überaus hilfreich.
Ich mag zwar diese Vorführungen nicht, habe aber ihre Bedeutung schätzen gelernt.
Das solltest du auch, ehrlich.
#10 COME TO THE SET WITH A LOOK BOOK
I always have a bible of photographs, images by which I illustrate a film. I don’t mean strict storyboards, I just mean for inspiration for scenes, for images, for ideas, for characters, for costumes, even for props. These images can come from anywhere. They can come from obvious places like great photographers, or they can come from magazine advertisements—anywhere, really. I compile them into a book and I always have it with me and I show it to the actors, the crew, everybody!
#10 KOMM MIT EINEM „LOOK BOOK“ ANS SET
Ich habe immer eine Art Bibel mit Fotografien, Bildern dabei, mit denen ich einen Film darstelle. Ich spreche nicht von exakten Storyboards, ich meine Inspirationen für Szenen, Bilder, Ideen, Figuren, Kostüme, ja sogar für Requisiten. Diese Bilder können von überall her kommen. Das könnten großartige Fotografen sein oder Anzeigen aus Zeitschriften – alles ist möglich. Ich füge sie zu einem Buch zusammen und habe es immer bei mir,
zeige es den Schauspielern, der Crew, jedem.
#11 EVEN PERFECT FORMULAS DON’T ALWAYS WORK
As a director your job is to find the pulse of the film through the actors, which is partly linked to their talent and partly to their charisma. Charisma is a bit indefinable, thank God, or else it would be prescribed in the way that you chemically make a new painkiller. In the movies—and this leads to a lot of tragedy and heartache—you can sometimes have the most perfect formula and it still doesn’t work. That’s a reality that we are all victims of sometimes and benefit from at other times. But if you follow your own instincts and make a leap of faith, then you can at least be proud of the way you did it.
#11 AUCH DAS BESTE REZEPT KLAPPT NICHT IMMER
Als Regisseur ist es deine Aufgabe den Takt des Filmes durch die Schauspieler zu finden, die auf der einen Seite Talent und auf der anderen Seite Ausstrahlung mitbringen. Letzteres ist schlecht definierbar, Gott sei Dank, sonst würde man es so schnell wie ein neues Schmerzmittel verordnen. Für die Filme – und das endet nur allzu oft in Tragödien und Herzschmerz – hast du vielleicht das ultimative Rezept gefunden,
aber es funktioniert einfach nicht. Das ist Realität, das ist Leben und Schicksal. Aber wenn du deinen Instinkten folgst und einen Vertrauensvorschuss gewährst,
kannst du letzten Endes stolz darauf sein, wie du deinen Film gemacht hast.
#12 TAKE INSPIRATION WHERE YOU FIND IT
When we were promoting Slumdog Millionaire, we were kind of side-by-side with Darren Aronofsky, who was also with Fox Searchlight and was promoting The Wrestler. I watched it and it was really interesting; Darren just decided that he was going to follow this actor around, and it was wonderful. I thought, ‘I want to make a film like that. I want to see if I can make a film like that.’ It’s a film about one actor. It’s about the monolithic nature of film sometimes, you know? It’s about a dominant performance.
#12 NUTZE DIE INSPIRATION VON WO AUCH IMMER SIE KOMMT
Als wir für SLUMDOG MILLIONAIRE Werbung machten, stießen wir auf Darren Aronofsky, der mit Fox Searchlight THE WRESTLER promotete. Ich hab ihn mir angesehen und fand interessant, dass Darren beschlossen hatte, den Fokus im Film nur auf diesen einen Schauspieler zu legen und es war wunderbar.
Ich dachte mir also: ‚Ich will genau so einen Film machen.
Ich will herausfinden, ob ich so einen Film überhaupt machen kann.’
Einen Film über einen Schauspieler.
Es geht eben manchmal um den monumentalen Charakter eines Films.
Um eine ausnehmende Performanz.
#13 PUSH THE PRAM
I think you should always try to push things as far as you can, really. I call it “pushing the pram.” You know, like a stroller that you push a baby around in? I think you should always push the pram to the edge of the cliff—that’s what people go to the cinema for. This could apply to a romantic comedy; you push anything as far as it will stretch. I think that’s one of your duties as a director… You’ll only ever regret not doing that, not having pushed it. If you do your job well, you’ll be amazed at how far the audience will go with you. They’ll go a long, long way—they’ve already come a long way just to see your movie!
#13 TREIB DICH AN (Schieb’ den Kinderwagen)
Ich glaube, man sollte immer versuchen, die Dinge so weit wie möglich anzutreiben, wirklich. Ich nenne es „PUSH THE PRAM“ (Schieb’ den Kinderwagen). Du weist schon,
so ein Ding, mit dem man ein Baby herum schiebt. Ich bin der Meinung, man sollte diesen Kinderwagen immer bis an den Rand der Klippe schieben – das ist es doch erst, was die Leute ins Kino lockt. Das gilt auch für eine romantische Komödie. Du schiebst so lang, wie es geht. Das ist Aufgabe eines Regisseurs … Du wirst es nur bedauern, wenn du es nicht getan hast. Wenn du deinen Job gut machst, wirst du überrascht sein, wie weit dein Publikum mit dir gehen wird und sie werden einen langer, langen Weg gehen – sie haben bereits einen langen Weg zurückgelegt, nur um deinen Film zu sehen.
#14 ALWAYS GIVE 100 PERCENT
You should be working at your absolute maximum, all the time. Whether you’re credited with stuff in the end doesn’t really matter. Focus on pushing yourself as much as you can. I tend not to write, but I love bouncing off of writing; I love having the writers write and then me bouncing off of it. I bounce off writers the same way I bounce off actors.
#14 IMMER 100 PROZENT
Du solltest dein absolutes Maximum bei der Arbeit geben, die ganze Zeit. Auch wenn es am Ende wohl eher deinem Team zu verdanken ist, egal. Konzentriere dich darauf, dich selbst immer wieder anzutreiben. Tendenziell neige ich dazu, nicht zu schreiben, aber ich liebe es, mich damit intensiv zu beschäftigen; ich bekomme gern die Arbeiten von Autoren und setze mich dann mit ihnen auseinander.
Genauso mache ich es mit den Schauspielern.
#15 FIND YOUR OWN “ESQUE”
A lesson I learned from A Life Less Ordinary was about changing a tone—I’m not sure you can do that. We changed the tone to a kind of Capra-esque tone, and whenever you do anything more “esque,” you’re in trouble. That would be one of my rules: No “esques.” Don’t try to Coen-esque anything or Capra-esque anything or Tarkovsky-esque anything, because you’ll just get yourself in a lot of trouble. You have to find your own “esque” and then stick to it.
#15 FINDE DEINE EIGENE „ART VON”
Eine Lektion, die ich bei A LIFE LESS ORDINARY gelernt habe,
handelt vom Stil des Filmes.
Wir bewegten uns damals in Richtung eines „Capra-mäßigen“ Films.
Wann immer du aber etwas „in der Art von“ tust, bist du in Schwierigkeiten.
Meine Regel lautet also: Kein „in der Art von“.
Versuche nicht etwas „in der Art von Coen “ oder „in der Art von Capra“ oder in „in der Art von Tarkowski “ zu machen. Du bringst dich in Teufels Küche. Finde deinen eigenen Stil,
deine eigene „Art von“ und dann bleib’ dabei.
(Capra = Frank Capra, Coen = Coen Brüder, Tarkowski = Andrei Arsenjewitsch Tarkowski)
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